Fotografierst du noch in JPEG oder lebst du schon RAW? 😉 Wenn du RAW fotografierst, hast du bereits den ersten Schritt vom absoluten Fotografie-Neuling zum Hobbyfotografen hinter dir. Denn RAW fotografieren ist nichts für den ultimativen Laien. Das RAW Format erfordert schliesslich das “Bearbeiten” deines Fotos. Dafür entschädigt es dich mit unglaublichen Möglichkeiten. Du kannst nämlich dein Foto selber entwickeln! Ja, wirklich selber. Als würdest du das Foto nachträglich nochmal machen.

RAW fotografieren und seine Gründe

Aber was ist überhaupt RAW? Raw ist englisch und heisst übersetzt “roh”. Beim RAW-Format handelt sich also um das Rohdatenformat in der Fotografie. Die Bilder werden unbearbeitet auf deine Speicherkarte geschrieben. Beim weltbekannten JPEG Format haben die Bilder quasi schon eine kamerainterne Entwicklung hinter sich. Je nach Einstellung stärker oder schwächer.

Wohlgemerkt, JPEG ist keinesfalls schlecht. Nur begrenzt es dich in deinen kreativen Möglichkeiten. RAW fotografieren sprengt hingegen die Fesseln.

PS: Willst du dich tiefer in die technischen Aspekte des Rohdatenformats einlesen? Dann kann ich dir den folgenden Wikipedia-Artikel empfehlen.

Nun aber zu den 3 Gründen, warum RAW fotografieren Sinn macht!

1. Du bist flexibel. Der Weissabgleich spielt keine Rolle mehr.

RAW fotografieren bedeutet vor allem ein enormes Plus an Flexibilität. Ich habe es eingangs des Artikels bereits erwähnt. Es fühlt sich beinahe so an, als würdest du das Foto nochmals machen. Aber wieso eigentlich?

Fix und quasi nicht veränderbar sind die Parameter Blende, Belichtungszeit, Fokuspunkt und ISO Wert. Alles andere spielt also nur eine untergeordnete Rolle. Das gilt demzufolge auch für den Weissabgleich.

Musstest du dich früher akribrisch mit dem passenden Weissabgleich herumschlagen oder über die manchmal nicht zufriedenstellende Automatik deiner Kamera echauffieren, hat das mit dem RAW Format ein Ende. Bei der RAW Konvertierung (zum Beispiel in Photoshop respektive Camera Raw oder Lightroom) stellst du problemlos die ideale Farbtemperatur ein. Egal wie anspruchsvoll die Lichtverhältnisse on Location waren.

Das Thema Weissabgleich ist dank dem RAW Format ein wenig gelassener anzusehen. Du kannst dich noch mehr auf die kreative Arbeit fokussieren.

2. Tonwertabrisse gehören der Vergangenheit

Wer Bilder bearbeitet, stolpert früher oder später über Tonwertabrisse. Zuerst stolpern jedoch alle JPEG Fotografen über jenes Problem. Und zwar geht es um die Helligkeitsabstufungen beziehungsweise um die Farbtiefen.

Tonwertabrisse passieren mit JPEG früher als mit RAW.

Dein JPEG hat eine Farbtiefe von 8 Bit. Das sind demzufolge 256 Helligkeitsstufen (28 = 256) pro Farbkanal. Beim Rohdatenformat reden wir von 12, 14 oder 16 Bit. Das entspricht dann 4096 ( 212), 16’384 ( 214) oder 65’536 Farbkanalabstufungen.

Aufgrund der obengenannten Zahlen wird schnell klar, wieso es beim JPEG Format wesentlich früher zu Tonwertabrissen kommt. Ganz einfach, weil keine Informationen mehr für den entsprechenden Tonwert vorhanden sind. Der Tonwertabriss äussert sich dann in einem treppenähnlichem Helligkeits- bzw. Farbverlauf.

Fotografiere also inskünftig in RAW, um Tonwertabrisse wesentlich länger zu vermeiden.

3. RAW ist die Basis für professionelle Bildbearbeitung. Und deine Absicherung.

Wie du bei den ersten 2 Gründen bereits merken konntest, hast du mit dem RAW-Format zweifelsohne das professionellere Format zur Hand als mit JPEG. JPEG ist keinesfalls schlecht und hat natürlich seine Vorteile.

Nichtsdestotrotz ist das Fotografieren in RAW für eine professionelle Bildbearbeitung unabdingbar. Deine Aufnahme hat die maximale Bildqualität. Weil sämtliche vom Sensor erfassten Daten vollständig erhalten bleiben. Du kannst also nebst dem Weissabgleich unter anderem folgende Parameter verändern:

Belichtung, Scharfzeichnung, Tiefen, Lichter, Schwarzwert, Weisswert, Kontrast, und Farbsättigung.

Ein fantastisches Praxisbeispiel, welches die Vorzüge von RAW eindrücklich illustriert. Du hast ein Bild geschossen. Alles wunderbar. Zu Hause stellst du erschrocken fest, dass die Aufnahme extrem unterbelichtet ist. Das Foto ist viel zu dunkel.

Aufgrund dem Rohdatenformat ist dieser Lapsus aber kein Problem. Du hellst das Foto im RAW Konverter mit einem Mausklick problemlos wieder auf. Das Foto ist gerettet. Das RAW Fotografieren hat seine Absicherungskünste eindrücklich unter Beweis gestellt. 😉

Dank dem Raw fotografieren sind auch zu dunkel Bilder kein Problem. Im Bild eine unterbelichtete A Klasse.
Raw fotografieren und in Lightroom entwickeln

Willst du die Bildbearbeitung professioneller betreiben? Willst du das maximale an deinen Fotos herausholen? Dann weisst du, was du zu tun hast. 😉 #rawfotografieren

Nachteile wegen RAW fotografieren

Hat RAW fotografieren auch Nachteile? Nach den positiven Aufzählungen beinahe undenkbar. Doch das Fotografieren im RAW-Format hat definitiv zwei Schattenseiten. Nachteil 1 ist die Dateigrösse! Einerseits betrifft es den Platzbedarf. RAW Dateien benötigen viel mehr Speicherplatz, als dies die jeweiligen JPEG-Pendants tun. Demzufolge sind bei gleicher Bildverwaltung auf lange Sicht mehr Kosten fällig. Schliesslich braucht es für die entsprechende Speicherung Kapazität in Form von Festplatten.

Aus diesem Grund kommt dem Bilder aussortieren eine wesentlich grössere Bedeutung zu als ohnehin schon. Übrigens, das Aussortieren von Bildern fällt mir nach wie vor ziemlich schwer. Wenn die Aufnahme nicht total unbrauchbar ist (wegen fehlender Schärfe aufgrund einer Fehlfokussierung oder ähnlichem), schaffe ich es nur selten, die Delete-Taste zu drücken. Vielleicht kann ich das Bild ja zu einem späteren Zeitpunkt brauchen… Die Verbesserung meiner Bilder-aussortieren-Disziplin wäre demzufolge wohl ein guter Neujahrsvorsatz für 2020. 😉

Aufgrund der Dateigrösse ergibt sich logischerweise auch eine Speedeinbusse. Wenn also die maximale Serienbildgeschwindigkeit gefordert ist, ist das JPEG Format dem Rohformat überlegen, da es die Bilddaten schneller auf die Speicherkarte schreiben kann.

Nebst der Dateigrösse und der daraus resultierenden Geschwindigkeitseinbusse gibt es noch einen zweiten Nachteil. Die Bilder müssen weiterverarbeitet werden, bevor sie gezeigt und/oder auf andere Geräte übermittelt werden können.

Du denkst dir vielleicht, wo ist denn jetzt der Nachteil? Der Nachteil ist, dass mit der Weiterverarbeitung mithilfe eines RAW Konverters (entweder Photoshop, Lightroom oder die vom Kamerahersteller mitgegebene Softare) ein weiterer Schritt nötig ist, bevor du jemandem deine Fotografien zeigen kannst. Bei JPEG ist das Foto hingegen schon pfannenfertig und zeigebereit. Wenn du also RAW fotografieren willst, braucht es immer eine Nachbearbeitung.

Konklusion

Wie du nun weisst, bietet das RAW fotografieren fast ausschliesslich Vorteile. Der Nachteil mit der Dateigrösse und den daraus resultierenden Kosten ist mittlerweile zu vernachlässigen. Schliesslich kostet Speicher nicht mehr viel. Demzufolge rate ich dir, definitiv im Rohformat zu fotografieren, sofern du dies nicht schon lange machst. Die Nachteile in Form von mehr Speicherplatz (besonders, wenn du RAW und JPEG Dateien in deiner Kamera eingestellt hast) und dem weiteren Arbeitsschritt sind schnell vergessen, wenn du einmal in den Genuss der RAW Möglichkeiten gekommen bist.

Fassen wir also nochmal zusammen. 3 Gründe, welche für das Fotografieren im RAW Format sprechen sind:

  • Flexibilität. Den Weissabgleich definierst du am PC exakt.
  • Farbtiefe. Keine Tonwertabrisse dank mehr Abstufungen pro Farbkanal.
  • Professionelle Bildbearbeitung. Und Absicherung bei Fotografenfehler.

Gründe für das RAW Format kann man viele aufzählen. Ich gestalte es aber lieber kompakt und beschränke mit auf 3 grosse Faktoren. Schlussendlich kannst du es drehen und wenden wie du möchtest. RAW fotografieren eröffnet deiner Fotografie neue Wege! Und im Notfall kann es deinen A**** retten. 😉 Also auf was wartest du noch? Wechsle noch heute von JPEG auf RAW.

Denn auch Autobilder entstehen nur dank RAW. 😉

Auto fotografieren mit RAW Format. Hier ein Mercedes-AMG C43

Viel Spass.


phpicsphotography

Pascal ist Gründer von phPics Photography und Betreiber von phpics.ch. Als Schweizer Autofotograf liebt vor allem sportliche Raritäten und tiefergelegte Fahrzeuge!

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