Wenn du mit der Fotografie beginnst, wirst du mit grosser Wahrscheinlichkeit früher oder später über den Begriff Lightpainting stolpern. Aber was ist Lightpainting überhaupt? Und hat es auch seine Daseinsberechtigung in der Autofotografie?

Lightpainting Automotive Photography Mercedes AMG GTS

Lightpainting – Malen mit Licht

Übersetzt heisst es nichts anderes als Malen mit Licht. Da man zum “Malen” in der Regel ein bisschen Zeit braucht, ist es naheliegend, dass es sich beim “Lightpainting” um eine fotografische Technik bei längeren Belichtungszeiten handelt.

Wir reden also von einer Technik bei Langzeitbelichtungen. Solche langen Belichtungen führt man bekanntlich in der Regel bei Dunkelheit aus. Gewiss gibt es auch in der Landschaftsfotografie mit Hilfe von ND-Filtern die Möglichkeit während dem Tag länger zu belichten. Doch grundsätzlich belichtet man vor allem “nachts” länger. Schliesslich braucht der Sensor Licht um im Umkehrschluss eine anständig belichtete Fotografie zu zeigen. Und dieses Unterfangen dauert in der Dunkelheit halt wesentlich länger.

Wahrscheinlich kannst du dir jetzt denken, was man mit der Lichtmalerei macht?! Mithilfe von Lichtquellen “malst” du also sozusagen Licht in dein Bild, welches während einer Langzeitbelichtung entsteht. Und wie schon vorher geschrieben, ist es meistens dunkel während dieses Vorganges. Dadurch verstärkt sich der Effekt, der durch das Lightpainting erzeugt wird, natürlich ungemein.

Jetzt weisst du also, dass es sich beim Lightpainting um eine Technik in Kombination mit einer Langzeitbelichtung handelt. Doch wofür ist das gut und was braucht man an Hilfsmittel?

Hilfsmittel bei der Lichtmalerei

Das Wichtigste ist mal eine Kamera zu haben. Diese solltest du idealerweise einigermassen beherrschen. Mit anderen Worten solltest du wissen, wie man die Belichtungszeit einstellt. Schliesslich musst du bekanntlich länger belichten. Und damit da auch nichts verwackelt brauchst du einen stabilen Untergrund für deine Kamera. Dafür nimmst du wenn möglich ein stabiles Stativ. Das kann zum Beispiel ein Sirui T-2204X sein, welches ich unter anderem auch verwende.

Um was für eine Kamera es sich handelt, spielt im Endeffekt keine grosse Rolle. Ich konnte mit meiner ehemaligen Nikon D800 genau so gut “lightpainten” wie ich dies mit meiner aktuellen D850 oder der spiegellosen Z6 kann.

Wichtiger ist jedoch die Lichtquelle. Du brauchst also irgendein Leuchtmittel, um während der Langzeitbelichtung das “Licht zu malen”. Dass kann zum Beispiel die Lampenfunktion deines Smartphones sein. Auch denkbar ist eine Taschenlampe. Natürlich gibt es noch die Möglichkeit mit Funken erzeugenden Gerätschaften zu hantieren (Sicherheitsaspekte berücksichtigen). Auch mit Streichhölzer, Kerzen, Glühlampen, Feuerwerk und mit ganz vielen anderen Sachen lassen sich Lichter malen. In der Fotografie weitaus geläufigere Leuchtmittel sind zum Beispiel LED-Lampen (à la Leuchtstoffröhre) oder ein Dauerlicht.

Wie sehen Lightpainting-Bilder aus?

Wie Lightpainting funktioniert, ist dir inzwischen bekannt. Auch mit welchen “Gerätschaften” du die Lichtmalerei erzeugst, weisst du. Doch wie sehen solche Lightpainting-Fotos bei deren Fertigstellung denn aus?

Suchergebnisse in der Google Bilder Suche mit dem Begriff Light Painting.

Wie das obige Bild zweifellos illustriert, sind dank dieser Technik wirklich spektakuläre Aufnahmen möglich. Fotos, die sich von der klassischen Fotografie abheben. Wenn du noch mehr solche Lightpainting-Kunstwerke sehen willst, empfehle ich dir die Google-Bildersuche zu verwenden. 😉

Dir fällt sicherlich auf, dass in diesen oben gezeigten Suchergebnissen keine Autos oder sonstige Transportmittel zu sehen sind. Das erstaunt nicht sonderlich. Schliesslich handelt es sich bei der Autofotografie um eine Nische. Und das Fotografieren mit Lightpaintings ist auch eine Nische. Also reden wir quasi von einer Nische in der Nische, was schlussendlich erklärt, wieso du bei den Bildern keine Fahrzeuge zu Gesicht kriegst. Das heisst aber keinesfalls, dass diese Technik in der Fotografie mit Autos nichts zu suchen hat.

Automotive Lightpainting

Wenn es um die Ablichtung von Automobilen oder sonstigen Transportmittel geht, belassen es viele ambitionierte Fotografen beim verfügbaren Licht. Ich mag das Fotografieren ohne externe Lichtquellen auch. Natürlich entstehen auch bei phPics Photography diverse Aufnahmen nur mit available light. Aber im Regelfall greife ich auf externe Lichtquellen zurück.

Diese externen Lichtquellen bedeuten bei mir Blitzlicht oder Lichtstab. Es handelt sich beim letztgenannten genau genommen um ein Westcott Icelight. Das ist eine LED Lampe in Form eines Lichtstabes. Diese leuchtstoffröhrenähnliche Lichtquelle ist äusserst handlich und somit leicht zu transportieren. Zudem hat sie gegenüber einer klassischen Leuchtstoffröhre den Vorteil, dass sie stromunabhängig ist. Es handelt sich also um eine akkubetriebene Lichtquelle. Perfekt für Fotografen, die Outdoor shooten und mobil sein wollen.

Mittlerweile gibt es das Westcott Icelight in der 2. Generation. Ich besitze allerdings noch die 1. Version. Das ist jedoch nicht tragisch. Ich kann mich nämlich überhaupt nicht beklagen. Der Lichtstab liefert in jedem Lightpainting vorzüglich ab. Falls du also auf der Suche bist, kannst du getrost auch zu einem gebrauchten Westcott Icelight der 1. Generation greifen. Denn neu kosten die “Eislichter” relativ viel Geld… 🙁

Es gibt aber mittlerweile zahlreiche Konkurrenzprodukte von Godox, Jinbei etc. für wesentlich weniger Geld. Als ich einen solchen Lichtstab wollte, war dieser Markt noch relativ dünn besiedelt. Das hat sich mittlerweile geändert und zeigt die erfreuliche Entwicklung hinsichtlich solcher Lichtquellen.

Icelight und Autos

Nun möchte ich dir ein Paar meiner persönlichen Lightpainting-Ergebnisse in der Autofotografie zeigen. Gut, es gibt dabei nicht nur Autos zu bestaunen, wie du gleich selbst sehen wirst. ^^

Sämtliche Bilder sind mit einer Belichtung von mehreren Sekunden entstanden. Um der Kamera die dafür benötigte Stabilität zu schenken, wurde stets ein Stativ verwendet.

Ein äusserst grosser Vorteil bei der Arbeit mit einem Lichtstab ist die ziemlich homogene Ausleuchtung, die damit erzielt werden kann. Vor allem in der Produktfotografie (wie dies die Autofotografie ist) ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Lightpainting in der Autofotografie mit dem Westcott Icelight und dem Mercedes-AMG CLA 45 S.
Westcott Icelight Light-Painting von zwei Vespas.
Icelight Car Lightpainting Mercedes AMG GTS
Lightpainting (Lichtmalerei) mit dem LED Lichtstab und der Lambretta.

Selbstverständlich ist auch eine Kombination von Lichtquellen möglich. Ich habe beispielsweise bei verschiedenen Bildern einerseits mit klassischen Blitzen und andererseits mit “Lightpaintings” gearbeitet. Nachfolgend zwei Beispiele.

Drift im Wasser mit dem ultimate grünen Ford Focus RS MK2. Fotografie und Postproduktion www.phpics.ch
Lightpainting Wassershooting Ford Focus RS MK2

Vieles ist möglich

Mit Hilfe der Lichtmalerei lassen sich also spektakuläre Bilder erzeugen. Dank der Vielfältigkeit ist die Lightpainting Technik auch problemlos in der Fotografie von einem Auto oder einem anderen Fortbewegungsmittel einsetzbar. Grenzen werden eigentlich nur durch die eigenen Kreativität gesetzt.

Die Vorteile liegen im Bezug auf die Autofotografie bei der homogenen Ausleuchtung, dem einfachen “Materialtransport” und dem relativ erschwinglichen Preis. Das teure Icelight mal davon ausgenommen. 😉 Nicht zu vergessen ist die doch ziemlich einfache und logische Anwendung. Du brauchst nur eine Kamera, ein Stativ und eine Lichtquelle. Schon kann die Langzeitbelichtung gestartet und mit der Lichtmalerei begonnen werden.

Meines Erachtens ist das Fotografieren eines Autos mit der Lightpainting-Technik eher einfacher als das Steuern von Blitzlicht. Demzufolge wäre es im persönlichen Entwicklungsprozess eines angehenden Autofotografen dem Blitz vorzuziehen. Schlussendlich muss beziehungsweise darf aber jeder selber entscheiden. Schliesslich haben sämtliche “Techniken” ihre Daseinsberechtigung. Und jede einzelne von ihnen erzeugt einen eigenen Look. Egal ob natürliches Licht, Blitzlicht oder Lightpainting. 😉

Welche Erfahrungen konntest du bereits mit Lightpaintings sammeln? Setzt du die Technik allenfalls auch beim Ablichten eines Fahrzeugs ein? Oder hast du andere Anwendungsgebiete. Ich freue mich auf dein Feedback.

PS: Dir gefallen meine Bilder? Verbinde dich auf Instagram mit mir und sehe dank Stories “hinter die Kulissen”.


phpicsphotography

Pascal ist Gründer von phPics Photography und Betreiber von phpics.ch. Als Schweizer Autofotograf liebt vor allem sportliche Raritäten und tiefergelegte Fahrzeuge!

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